„Little less conver­sation, little more action“ – Wie funktio­niert Innova­ti­ons­kom­mu­ni­kation in der Praxis?

Warum Innova­ti­ons­kom­mu­ni­kation anders funktio­niert als nur mit klassi­scher Pull- und Push-Kommunikation

Wie funktio­niert Innova­ti­ons­kom­mu­ni­kation intern? Welche Instru­mente nutzt das Innova­ti­ons­mar­keting? Was ist die angestrebte Wirkung? Schließlich ist es nicht immer einfach, Menschen in Unter­nehmen für komplexe, techno­lo­gie­ba­sierte und / oder abstrakte Dienst­leis­tungen und Produkte gewinnen und zu begeistern. Das liegt auch daran, dass diese Angebote oftmals außerhalb des Erfah­rungs­ho­ri­zonts der Adres­saten liegen. Die Kommu­ni­kation muss also neue Wege gehen, um Early Adopters, Nutzer und Nutzer-Comnunities zu gewinnen. Doch wie sehen diese neuen Wege aus?

Klassische Strategien für Innova­ti­ons­kom­mu­ni­kation? Eher weniger …

… für Innova­ti­ons­mar­keting und Innova­ti­ons­kom­mu­ni­kation. Klassisch werden Push-Strategien im Marketing einge­setzt, wenn ein Angebot den Zielgruppen erst noch bekannt gemacht werden soll. Die Vertriebs- und Marke­ting­kanäle von Werbung bis Verkaufs­för­derung setzen alle Hebel in Bewegung, um mit aggres­siven Maßnahmen Maßnahmen ein Bedürfnis und Begehr­lich­keiten zu wecken. Doch was bei einem neuen Auto, einem neuen Joghurt oder einer neuen Modemarke funktio­niert, muss bei einem völlig neuen Produkt nicht zum Ziel führen. Warum? Das liegt daran, dass es für gänzlich Neues einfach noch keinen Markt, keine Kennzahlen, keine Erfah­rungs­werte gibt. Innova­ti­ons­kom­mu­ni­kation intern braucht etwas ganz anderes als Werbung, PR oder übliche Vertriebs­kom­mu­ni­kation. Doch was bedeutet das?

Werden ist das neue Fertig

Alles, bis hin zu den Zielgruppen-Insights, den USPs, den Benefits und Reason-whys muss heraus­ge­funden werden. Oder treffender: Die Verkaufs­ar­gu­mente für eine Akzeptanz des Angebots bei den Stake­holdern entwi­ckeln sich mit einem Produkt / einer Dienst­leistung die noch ausreift, wenn sie bereits vermarktet wird. Das Angebot ist noch nicht zu 100 % fertig, ist noch in der Beta-Version, wenn es schon „verkauft“ wird.

Es gibt immer eine Version X.x. Was für den Push-Part gilt, gilt auch für die Pull-Strategie. Es ist oftmals nicht möglich, sich nach der Nachfrage einer Zielgruppe auszu­richten, da über diese Bedürf­nisse oftmals noch gar nichts bekannt ist. Im krassesten Fall wissen noch nicht einmal die Anbieter so richtig, was alles in ihrem Angebot steckt. Das hier Gesagte gilt – mit Modifi­ka­tionen – für das Innova­ti­ons­mar­keting und die Durch­setzung von hochin­no­va­tiven Produkten und Lösungen innerhalb von Organi­sa­tionen und neuar­tigen Koope­ra­ti­ons­mo­dellen, im B2B- und B2C-Business.

Die Zielgruppen arbeiten am Produkt und der Innova­ti­ons­kom­mu­ni­kation intern und extern mit!

Wir bei COMPETE haben die Erfahrung gemacht, dass z.B. im internen Innova­ti­ons­mar­keting das „Hammering in the Message“ sehr kontra­pro­duktiv sein kann. So bringt es wenig, z.B. ein neues Angebot als „fertige Tatsache“ immer wieder bei den Mitar­beitern als Bildschirm­schoner aufpoppen zu lassen oder überall Plakate mit einer bestimmten Botschaft aufzu­hängen. Das nervt oft nur. Anderer­seits reicht auch eine bloße Infor­ma­ti­ons­po­litik mit ratio­nalen Argumenten (die können noch so gut sein) nicht aus.

Menschen können erstaunlich schwer von Begriff sein, wenn sie nicht begreifen wollen. Oder wenn sie den Absender der Infor­mation nicht mögen. Es muss also etwas Anderes her. Ein neues Verständnis von Kommu­ni­kation. Dabei werden klassische Marketing‑, Werbungs- und Vertriebs­in­stru­mente nicht über Bord geworfen. Sie werden nur neue inter­pre­tiert, auf die digitalen Kommu­ni­ka­ti­ons­mög­lich­keiten angepasst, im Kommu­ni­ka­ti­onsmix neu gewichtet. Die Karten werden neu gemischt. Sie liegen nicht mehr nur auf dem Tisch, sie liegen auf den Bildschirmen.

Innova­ti­ons­mar­keting und Innova­ti­ons­kom­mu­ni­kation intern invol­vieren die Menschen in den Prozess der Entwicklung der Marke, des Angebots. Sie werden Teilhaber. Sie können sagen: „Sehr her, das haben wir mitge­staltet“. Es gibt keinen besseren Weg, um Verständnis und Akzeptanz zu schaffen. Und kein Weg, um eine Marke authen­ti­scher zu machen.

Little Less Theory, Little More Action: Kommu­ni­ka­ti­ons­mar­keting und Innova­ti­ons­kom­mu­ni­kation intern als koope­ra­tiver fortlau­fender, agiler Prozess
Das „Framework“ der innova­tiven Marken­ent­wicklung orien­tiert sich an Vorge­hens­mo­dellen der agilen Software­ent­wicklung. Also, grob gesagt am „Scrum“ (Gedränge) oder „Waterfall“ (Wasserfall). Ohne hier die Modelle tiefer­gehend zu beschreibend, bedeutet dies:

SCRUM in der Kommu­ni­ka­ti­ons­ent­wicklung: Bei der Entwicklung der Kommu­ni­kation gewinnen die Betei­ligten erst „auf dem Weg“ volle Klarheit, was sie kommu­ni­zieren wollen und müssen. In der engen Kolla­bo­ration und bestän­digen Inter­aktion entstehen Zwischen­er­geb­nisse, die konti­nu­ierlich aus frisch gewon­nenen Erfah­rungen und Learnings optimiert und raffi­niert werden. Die Zwischen­er­geb­nisse liefern Klarheit, was weiter gebraucht wird, wie es weiter­gehen soll, welche Lösungen die Community weiter bringen. Das ist effizi­enter, aber auch energie­auf­wän­diger als auf abstrakte Plänen und Klärungs­phasen zu setzen. Oder, um es frei mit Elvis auszu­drücken: „Little less theory, little more action.“
WATERFALL: Auch hier geht es Schritt für Schritt vorwärts. Aller­dings etwas „geord­neter“, denn es werden Projekt­phasen organi­siert und Start- und Endpunkte sowie Aktivi­täten innerhalb dieser Phasen vorher festgelegt. Dabel muss der Ablauf der Phasen nicht linear sein, sondern kann auch Rücksprünge zulassen.

Anstupsen, Geschichten erzählen, etwas entstehen lassen:
Der Anbieter kommt nicht mehr mit einer Botschaft im Sinne von „Komm schon, du willst es doch auch!“Die Methoden und Techniken der Innova­ti­ons­kom­mu­ni­kation sind subtiler (Kritiker meinen auch: manipu­la­tiver). Die Instru­mente der Inter­aktion im Innova­ti­ons­mar­keting sind sehr vielfältig. Hier eine Auswahl, die keinen Anspruch auf Vollstän­digkeit erhebt:

NUDGING / ANSTUPSEN: Dieses Instrument eignet sich hervor­ragend dazu, um Kommu­ni­ka­ti­ons­pro­zesse anzustoßen, aber auch um festge­fahrene Verhaltens- und Denkmuster zu öffnen. Dabei geht es um Lenkung ohne Sanktionen oder Belohnung. Die Adres­saten werden über Emotionen zu Verän­de­rungen gebracht. Beispiel aus dem Arbeits­be­reich: Ich will, dass Mitar­beiter bestimmte Gefah­ren­be­reiche meiden. Anstatt nun ein Verbots­schild mit Drohungen aufzu­stellen oder Beloh­nungen für richtiges Verhalten auszu­loben, male ich ein schwarzes Loch auf den Boden (genau dorthin, wo keiner hingehen soll). Das Loch sieht auf den ersten Blick so echt aus, dass wir drum herum­gehen, also die Gefah­renzone meiden. Wir haben unser Ziel erreicht. Wenn das Ganze charmant ist, schmunzeln die Adres­saten sogar über den gelun­genen Trick. Schließlich hat er ja etwas Gutes bewirkt.
ONLINE STORYTELLING IM INNOVA­TO­INS­MAR­KETING / GEMEINSAM GESCHICHTEN ENTWI­CKELN: Die besten Geschichten entstehen gemeinsam. Sie sind nicht etwas, das eine Person einer Gemein­schaft übergibt (wie in einem Buch), sondern etwas, das am gemein­samen Lager­feuer des Internet entsteht. Das Narrativ entwi­ckelt sich im Austausch, wird zum gemein­samen Erlebnis, zum Eigentum der Gruppe. Dabei ist es wichtig, Infor­ma­tionen bildreich zu vermitteln. Als Gleichnis, was bedeutet, dass wir zum Beispiel einen Business-Inhalt in einen anderen Kontext stellen. Ein Beispiel aus unserer Praxis: Innova­tionen scheitern oft in den Instanzen. Daraus kreierten wir das Gleichnis von jemandem, der in der Wüste „versandet“. Bild: Ein Smart­phone. das halb vom Wüstensand verschluckt ist, gescheitert und der unbarm­her­zigen Natur ausge­setzt. Das Bild und die Geschichte wurden im Blog überdurch­schnittlich oft gelesen. Im Internet ist das mit Google Analytics als App nachweisbar.

Dank der schnellen und unmit­tel­baren Inter­ak­tions- und Feedback­me­cha­nismen im Internet können wir die Story zielgenau entwi­ckeln. Der Plan vollendet sich im Tun.